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Freitag, 27. September 2019

Same procedure as every Friday.


Oder warum der Freitag der längste aber auch günstigste Reisetag ist.


Wenn ich mir die für dieses Jahr eingereichten Fahrgastrechteformulare anschaue, scheint der Freitag für die Bahn ein sehr problematischer Tag zu sein. Fast alle meine Erstattungsanträge beziehen sich auf diesen Tag. Mittlerweile nehme ich bei Freitagsfahrten ein vorausgefülltes Formular mit, in das ich nur noch die Verspätungszeiten eintrage.

So auch heute – bei der Ankunft am Bahnhof in Stuttgart hatte ich nur 10 Minuten Umsteigezeit. Angekommen an Gleis 10 wurde mir mitgeteilt, dass mein ICE heute abweichend auf Gleis 5 fahre. Die Fahrplan-App wusste darüber natürlich nichts. Als ich die Anzeigetafel sah, wusste ich, das wird kein guter Tag. Von 10 angezeigten Zügen gab es nur bei einem keine Hinweise auf Abweichungen von der Planung (s. roter Pfeil).

Bis Frankfurt lief alles gut. Der Zug kam vor dem Frankfurter Flughafen zum Stehen. Über den Lautsprecher kam die Durchsage, dass aufgrund einer Oberleitungsstörung mit Wartezeiten von bis zu 20 Minuten zu rechnen sei. Hier war ich noch guter Dinge, den die Schokoladentante mit Aufmerksamkeiten für die Lieblingsgäste kam erst einmal durch. Ein Indiz, dass man uns Fahrgäste noch nicht besänftigen muss. Nach mehreren Halten hat auch der Schaffner scheinbar die Nase voll und wirkt bei den Durchsagen immer sarkastischer: „Unsere Prognose: derzeit 80 Minuten Verspätung. Aber wie Sie bereits gemerkt haben, ist dies durchaus noch ausdehnbar.“

Vor ein paar Jahren hätte ich an der Stelle mental gekotzt. Nunmehr lehne ich mich zurück, da ich weiß, der Freitag ist der günstigste Reisetag. Ich wähle den im Hinblick auf die Umstiege knappesten Super-Sparpreis und weiß, ich muss mich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht an die Zugbindung halten und bekomme Teile des Fahrpreises erstattet. Nutze die Zeit, um Herb Alpert zu lauschen oder einen Film in Überlänge zu schauen.
Allerdings - viel lieber wäre ich am Freitag mal pünktlich abends daheim und könnte meine kleine Tochter beim Zubettgehen begleiten, anstatt alle in später Stunde schlafend vorzufinden…

Scheinbar geht es noch anderen so – der Zugbegleiter teilt gerade über Lautsprecher mit, dass die Fahrgastrechtformulare ausgegangen sind. Leute bereitet Euch doch mal vor – davon hat man immer welche in der Reisetasche ;-)
Hier muss ich an eine Karrikatur im Spiegel denken, bei der ein Reisegast beim Fahrkartenkauf fragt, ob die Entschädigung gleich vom Reisepreis abgezogen werden könnte.

Nunmehr ist hinter Kassel auch noch das Boardbistro ausgefallen. Na ja, Licht und Luft haben wir noch...