Warum das Elend aufschreiben?
Ich habe lange überlegt, was ich mit der vielen Zeit, die
ich in verspäteten Zügen oder beim Warten auf Bahnhöfen anfangen soll.
Es gibt
Leute, die Häkeln, andere weinen einfach nur oder lassen ihre Wut an den Zugbegleitern
aus. Da ich handwerklich weniger geschickt, Gefühle öffentlich nicht so gut
zeigen kann und bei körperlichen Auseinandersetzungen ein großes Risiko sehe,
unterlegen zu sein, scheiden diese Optionen für eine sinnstiftende Zeitnutzung aus.
Daher will ich meine Erlebnisse mit der Bahn einfach mal aufschreiben.
Die Bücher
meines Lieblingsautors, John Irving, basieren auf dem Prinzip, dass der Autor
seine Figuren oftmals sehr leiden lässt. Was sich für die Protagonisten als auswegloses
Dilemma oder große Qual darstellt, ist für den Leser oftmals sehr erheiternd. Wo
gibt es mehr Leid – oftnals verursacht durch irrwitzige Umstände - als beim Reisen mit
dem ICE. Mein großer Vorteil liegt folglich darin, dass ich mir Charaktere und
Umstände nicht ausdenken muss, sondern einfach nur das tägliche Pendlerleid zu
schildern brauche, um zu erheitern. Vielleicht verbessert dies auch meine Laune im Zug (zumindest beim späteren Lesen).
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