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Mittwoch, 7. August 2019

Wasserfolter bei der Bahn

Folgen kostenlosen Wassers nicht zu Ende gedacht.

Komme gerade an einer defekten ICE-Toilette vorbei, was mich an ein Erlebnis im letzten Jahr erinnert… 

Bei brütender Hitze kam der ICE und auch seine Klimaanlage zum Stehen. Eifrig verteilen die Bahnbediensteten Wasserflaschen an die Reisenden. Als die Mitarbeiterin bei der zweiten Runde meinte, „nehmen Sie ruhig zwei oder drei Flaschen“, wurde ich doch etwas nervös im Hinblick auf die zu erwartende Standzeit des Zuges.
Rasch und vor allem unauffällig kontrollierte ich meinen Vorrat an Essen und Getränken, den ich seit zwei Jahren präventiv bei Bahnfahrten immer mitführe. Unauffällig, da man nie weiß, wie nach zwei oder drei Tagen völlig ausgehungerte und dehydrierte Mitreisende reagieren würden, wenn man noch Vorräte hat. Ma liest ja in so vielen Katastrophenratgebern, für die ich als langjähriger Bahnkunde eine gewisse Vorliebe entwickelt zu haben scheine, wie gute Vorbereitung zum Verhängnis werden kann.

Vor Hitze und wohl auch aus langer Weile machten viele vom Gratiswasser reichlich Gebrauch und vergaßen über diese kostenlosen 19Cent-Artikel fast, dass wir bereits nahezu  zwei Stunden auf Weiterfahrt warteten.

Nunmehr bemerkte ich auch die ersten nervös werdenden Reisenden. Auch die Elektrik der WC funktionierte scheinbar nicht mehr so richtig ordnungsgemäß und die Toilettenbecken stießen langsam an ihre Kapazitätsgrenzen, so dass einige Boardtoiletten nicht mehr benutzbar waren. „Wohin aber jetzt mit dem vielen Wasser“ stand bereits in einigen verkniffenen Gesichtern geschrieben und so mach einer hielt Ausschau nach Behältnissen oder Öffnungen für das nicht mehr benötigte Wasser.

Ab einem bestimmten Punkt dachte ich auch darüber nach, die mir ausgehändigten Wasserflaschen wieder zu befüllen. Zum Glück fuhr der ICE noch rechtzeitig wieder an.
Es wäre vielleicht eine Überlegung wert, mein Bahnreisenotfallset um einen Urinalbeutel (im Volksmund auch Stadionfreund genannt) zu erweitern. Tatsächlich kann man so etwas auch kaufen.

Ein guter Freund hatte es mir vor längerer Zeit auch für Spielfilmabende in Überlänge empfohlen. Ich zog aber bisher die Timeshiftfunktion meines Fernsehers vor.

Andererseits ist Verdursten als auch das Toilettenverbot als nicht hinnehmbare Form der Folter deklariert: https://de.wikipedia.org/wiki/Toilettenverbot.
Daher sollte sich die Bahn vielleicht darüber Gedanken machen, gleich mit dem Gratiswasser solche Urinalbeutel zu verteilen, wenn es mal wieder heißt „Unsere Weiterfahrt verzögert sich…“

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